TAG 10 Wir fuhren früh los und waren froh, den trostlosen Ort zu verlassen, samt seinem Besitzer, der uns immer wieder zu erzählen versuchte, dass in diesem Platz sein ganzes Geld stecken würde und er sich nicht erklären könne, wo die Touristen bleiben würden. Wir konnten es ihm auch nicht erklären...., wir sprachen seine Sprache nur rudimentär.

 

Uns wurde bewußt, dass Halbzeit war. Unser Plan, zum Lac Iriki zu fahren und unser Lager in den Dünen des Erg Chegaga aufzuschlagen, erschien uns nicht mehr zu realisieren, wenn wir auch noch am Atlantik, genauer am Plage Blanche landen wollten.

 

Wir kamen in Foum Z'Guid an und entdeckten sofort am Ortsende die Piste zum Lac Iriki. Dieser ist ein riesiger, ausgetrockneter See. Übrig geblieben ist eine gigantische Fläche, die betonhart und wie planiert ist. Wir wollten dort ein paar Poseraufnahmen für unser Filmchen machen, aber vor allem wollten wir in den Erg M'Hazil fahren. Dorthin verirren sich nur wenige und der Erg ist deutlich größer als der Chebbi und vermittelt somit das Gefühl einer echten Sandwüste.

 

Wir fuhren in den Ort zurück, um bei einem Kaffee zu beraten, wie es weiter gehen sollte. In einem Restaurant lernten wir ein Rentnerpaar aus der Schweiz kennen, die mit ihrem Bucher Duro gerade aus dem Erg kamen. Als wir ein Video gezeigt bekamen, auf dem zu sehen war, wie mühsam sich der Bucher durch den Fechfech eine kleine Düne hinauf quälte wurde und klar, dass uns dieses Vorhaben zeitlich in Bedrängnis bringen würde. Schade, aber es musste einen Grund geben, irgendwann nochmal wieder hierher zu kommen.

 

Wir bestellten Huhn mit Pommes, Wir bekamen "Trümmerhuhn". Dieses Tier musste einen furchtbaren Tod gestorben sein. Ein wenig hatte ich Hoffnung, dass ihm die wilde Zerstörung seines Skeletts erst post mortem angetan wurde. Ich konnte wirklich keine Struktur der Teile erkennen, die dort auf dem Teller lagen. Aber es hatte gut geschmeckt.

 

Es war nun also geklärt, dass wir über Tata, Assa und Guelmin zum Plage Blache fahren würden, kurz oberhalb Tantan. Den Atlantik wollten wir unbedingt sehen. Es ist immer wieder ein gigantisches Erlebnis und Gefühl, nach Hitze und Anstrengung am Ozean anzukommen, wo der Horizont verschwindet.

 

Es war sehr windig, aber wir kamen auf dem schmalen Asphaltband schnell vorran. An diesem Tag haben wir nur selten ein anderes Fahrzeug zu sehen bekommen, diese Route nahe der algerischen Grenze in den Süden Marokkos wird wenig genutzt. Landschaftlich ist sie wenig reizvoll, überwiegend Hammada, dunkelbraunes Gestein. Aber gelegentlich windet sich der Asphalt eng und kurvig durch gebirgige Passagen, und da liessen wir es ordentlich krachen.

 

In Taza versorgten wir uns mit dem Notwendigsten. Die Stadt schien außergewöhnlich ruhig, vielleicht gab es aber auch irgendetwas zu feiern. Die vielen Frauen, die festlich gekleidet in bunten Stoffen gruppenweise durch die Straßen gingen, deuteten darauf hin.

Eine Besonderheit in Taza sind die gekachelten Rundbogengänge vor den unteren Etagen der Häuser. Allerdings hatte ich diese prächtiger in Erinnerung. Jedenfalls tranken wir eine Art Joghurt mit Sirup in einem Cafe und aßen dazu irgendeine weitere süße Leckerei, bevor wir uns weiter machten.

 

Irgendwo im Nirgendwo, am Abend eine Stunde vor dem Dunkelwerden, verließen wir die Straße und fuhren in die endlose Hammada, um einen einigermaßen geschützten Platz für die Zelte zu finden.

Wir fanden den vermeintlichen Platz in einem ausgetrockneten Bachbett. Dies war mit feinem Kies angehäuft und gerade groß genug für zwei Zelte. Regnen würde es hier nicht, denn in einem Qued sollte man eigentlich nicht übernachten.

 

Nach einem kleinen Fußmarsch auf einen nahegelegenen Steinhaufen mit grandioser Aussicht und einem Alubecher voll Singlemalt begannen wir mit dem Aufbau der Zelte. Wer schon mal bei Starkwind versucht hat, ein Zelt aufzubauen, weiß was jetzt kommt. Es muß ausgesehen haben wie bei Stan und Olli...dicht unter dem weichen Kies war eine undurchdringliche Schicht, ich vermutete einen Lehmboden, denn an Fels wollte ich nicht glauben. Es war bereits lange dunkel als es uns gelungen war, die Zeltschnüre mit rangeschleppten dicken Steinen einigermaßen gespannt zu halten. Das kleine graue Zelt meines Kollegen ließ sich mit Außenhaut leider garnicht aufbauen, der Wind nahm noch zu und fegte das Teil sofort weg. So beließ er es beim Moskitozelt, bei diesem Wind unglaublich nützlich! Mit Koffern und Gepäck baute er sich einen kleinen Windschutz. Ich selber hatte in dieser Nacht keinen Schlaf gefunden, im Dunkeln hört sich der Wind nochmal heftiger an und in meiner Phantasie hob ich mitsamt Zelt ab wie in einem alten Kinderfilm, der mir in den Sinn kam.

So kam es, dass ich am nächsten Morgen ausnahmsweise mal mit dem Zusammenpacken zuerst fertig war, und zwar noch bevor mein Kollege sich aus dem Schlafsack pellte.