Tag 13 Es regnete, nicht viel, aber es war ungemütlich. Dann wurde es windig, dafür hörte der Regen auf. Der Wind machte mir auf dem Thron meiner KTM ordentlich zu schaffen, die Fahrt war anstrengend. Highway gehörte sowieso nicht zu meinen Lieblingsdisziplinen. Dennoch kamen wir gut voran. Am späten Nachmittag erreichten wir Tanger, wo es leider auch keine Tickets nach Sète gab. Entsprechende Shops gab es dann erst in Tanger med., auf der Straße zum Hafen und im Hafen selbst. Dorthin fuhren wir, weil es so kurz vor der Abfahrt keine Tickets mehr in den Shops an der Straße zu kaufen gab.

Wir reihten uns in die Schlange einiger wartender Marokkaner ein, das Ticketbüro war zwar besetzt, aber der Schalter hatte geschlossen.

Menschengruppen in Nordafrika, wie zum Beispiel hier in dieser Schlange  vor dem Schalter, sind immer etwas Besonderes. Es geht oft laut und temperamentvoll zu. Man könnte meinen, die Unterhaltung würde bald eskalieren, was ich aber noch nicht erlebt habe. Eine Eskalation gab es tatsächlich zu diesem Zeitpunkt, aber wir waren zum Glück nicht dabei. Wir erfuhren, dass die Fähre heute Nacht nicht mehr auslaufen würde. Die italienische Gesellschaft GNV hatte auf der Fahrt hierher einfach mal eben so die Anfahrt nach Nador ausgelassen. Die Marokkaner, die ein Ticket dorthin hatten, waren nun nicht von Bord gegangen und forderten, das die Fähre zurück fahren sollte. Es war davon die Rede, dass ein größerer Polizeieinsatz im Gange war, aber die Menschen an Bord hartnäckig blieben und der Polizeigewalt trotzten. Ein Angestellter der Fährgesellschaft im Ticketshop empfahl uns, ein Ticket nach Algeciras für die Abendfähre zu kaufen, falls wir heute noch los wollten. Viel Zeit zum Nachdenken hätten wir allerdings nicht mehr, da das Büro in einer halben Stunde schliessen würde.

Dann ging alles sehr schnell. Ein guter Preis wurde ausgehandelt, die Formalitäten in nie dagewesener Geschwindigkeit bearbeitet und abgestempelt und eine halbe Stunde später standen wir bereits an Mole 4 und beobachteten, wie unsere Fähre abgeladen wurde. Weitere anderthalb Stunden langweiliger Wartezeit später waren wir auf der Fähre. Gegen Mitternacht saßen wir wieder auf den Moppeds, fuhren aus Algeciras Richtung Granada.

Wenn man mitten in der Nacht in der Provinz nach einer Beleuchtung sucht, die ein Hotel ausweist, findet man meist nicht mehr viel. Die Beleuchtung, auf die wir zufuhren, erwies sich als Bordell. Nach kurzem Rundumblick auf dem Parkplatz fanden wir dann aber doch noch unser Hotel, etwa 100 Meter entfernt.  Der Nachtwächter wartete regelrecht auf uns und zapfte an der Theke erstmal zwei Mass Estrella-Bier für uns. Nach einem weiteren Glas fielen wir zufrieden in die Betten unseres Zimmers.