Spanien Da wir nun schon mal hier waren beschlossen wir an diesem Morgen, die Rückreise etwas entspannter anzugehen. Nach einer kurzen Wartung der Moppeds auf dem Innenhof der Hotelanlage machten wir uns also auf zum nächsten Supermarkt. Ein ordentliches Frühstück am Strand sollte den Auftakt zu einer gemütlichen Nebenstreckentour durch Südspanien abgeben. Der Strand war leer, das Wetter konnte besser nicht sein und so wurde es später Vormittag, ehe wir grob Richtung Sierra Nevada fuhren. In dieser Gegend hatte ich schon viele Urlaube verbracht, aber noch nie mit Mopped.

An den Küsten Südspaniens möchte ich im Sommer nicht sein, soviel ist sicher. Aber jetzt, Anfang April waren die Bettenburgen unbewohnt. Wir fuhren zunächst auf Nebenstrecken an der Küste entlang bis nach Malaga, wo wir abbogen in die Berge. Die kurvigen und perfekten Strassen gefielen nicht nur uns. In den kleinen Bergdörfern waren immer wieder zahlreiche Motorräder vor den einfachen Cafes geparkt. Auch wir fanden ein kleines Cafe, in dem sich am Nachmittag erstaunlich viele junge spanische Frauen trafen. Die Arbeitslosigkeit in Spanien ist vergleichsweise groß, was mir für den Moment als Erklärung reichte.

Die Fahrt in die Sierra Nevada war entspannend. Wir waren über lange Distanzen völlig allein auf der Straße. Viele der Ortschaften trugen Namen berühmter Wildweststädte, und ich mußte immer wieder an verschiedene Italowestern denken. Auch ohne MP3-Player hatte ich Musik im Ohr, Ennio Morricone spulte seine berühmten Filmmusiken ab, für mich ganz allein. Es war teilweise sehr kühl in den Bergen geworden, sodass wir unsere Klimamembrane nun wieder einzippen mußten.

Am Rande der Sierra Nevada, Richtung Guadix, fanden wir am frühen Abend ein kleines Hotel mit Restaurant, in einem kleinen Durchgangsort.

Wir saßen an der Theke und im Laufe des Abends kamen nach und nach Menschen aus den umliegenden Dörfern hinein, um sich an der langen Theke zu unterhalten und eine Kleinigkeit zu trinken.

Im TV lief ein Fußballspiel. Als die deutsche Nationalhymne erklang wurden wir aufmerksam. Ich kenne mich mit den Ligas überhaupt nicht aus und finde es in der Regel totlangweilig, aber das zählte hier nichts. Es lief eine Partie in der Champions League, Wolfsburg - Madrid. In Anbetracht der fußballbegeisterten Männergruppe an der Theke beschlossen wir, das Spiel ohne Begeisterungsausbrüche unsererseits mit zuverfolgen. Die Spanier irretierte das offensichtlich mehr, als wenn wir gejubelt hätten. Sowohl beim ersten als auch dem zweiten deutschen Tor forderten sie uns regelrecht auf, für "unsere" Mannschaft zu jubeln. Was wir dann auch machten. Allerdings mit dem nötigen Respekt, denn spätestens nach dem zweiten Tor wurde die Männergruppe etwas ruhiger, bis sie sich bereits vor Spielabfiff stark reduzierte. Nach einem wirklich guten Essen und einigen Gläsern San Miguel später gingen wir also als Sieger des Abends schlafen.

 

Auch am nächsten Tag verliessen wir Spanien noch nicht. Wir kamen abends in Castellon an. Irgendwie hatten wir das Gefühl, wir müßten schneller werden. Wir wußten nur nicht, wie wir das machen sollten. Und ehrlich gesagt war mir auch eher danach, noch langsamer zu werden. Schnell wird es von allein....

 

Am dritten Tag fing ich an unter der Jacke zu frieren! Ich hatte das Winterfutter bewußt zu Huae gelassen, was ich nun bereute. Es blieb trocken, aber es wurde kälter. Und wir hörten, dass es in Frankreich noch kälter werden sollte. Und vor allem windig, sehr windig. In Barcelona wollte ich mir daher etwas zum drunterziehen kaufen. Doch auf der Autobahn wurden wir getrennt, als ich die Spur wechselte. Mein Reisegefährte bekam den Spurwechsel nicht mehr hin, da er von einem PKW blockiert wurde. Zunächst war ich erschrocken, als ich ihn im Rückspiegel nicht mehr sah. Als ich sicher war, das er nicht in einen Unfall verwickelt wurde, führ ich zum nächsten Rastplatz. Per SMS verabredeten wir, uns an der französischen Grenze wieder zu treffen, gute 100 KM weiter. Das war sicherer, als im Autobahnwirrwarr der Großstadt einen Treffpunkt zu vereinbaren.

 

Noch vor der Grenze wurde es windig. Und zwar so windig, wie ich es auf dem Motorrad noch nicht erlebt habe. Der Wind spielte mit mir, ich fuhr teilweise nur noch 50 KM/H und benötigte hierfür eine ganze Fahrbahnbreite. Es gab keine Möglichkeit, die Bahn zu verlassen und auch Rastplätze gab es nicht mehr. Mein Reisegefährte traf fünf Minuten später als ich an der Grenze ein, ich wartete am Fahrbahnrand, direkt vor mir eine Brücke. In den fünf Minuten des Wartens wurde mir immer klarer, dass wir da rüber mußten. Ich war dermaßen blockiert, dass ich sicherlich noch ein paaar Stunden dort am Randstreifen auf besseres Wetter gewartet hätte, wenn ich allein unterwegs gewesen wäre. Und während ich so darüber nachdachte, war ich auch bereits am anderen Ende der Brücke angekommen. Es blieb windig, aber das waren jetzt Peanuts.

 

Das letzte, etwas spannende Erlebnis war dann die Tatsache, dass ich zum ersten mal in Frankreich ohne ein Ticket auf der Autobahn fuhr. Wir nahmen die erste Abfahrt von der Bahn, in der Hoffnung, dass es auf der Landstrasse weniger windig war. Das Ticket also in den Automaten geschoben und brav den gewünschten Geldbetrag in den Automaten geworfen, damit sich die Schranke öffnet. Weitere 1000 Meter und einer langgezogenen Kurve später kam dann schon wieder so ein Abzockerautomat, der ein Ticket von uns wollte, damit sich die Schranke öffnete. Wir schauten uns fragend an, beschimpften erfolglos den Automaten und drehten leicht erzürnt um, da direkt neben uns die Straße in die andere Richtung führte. Leider direkt auf die Autobahn, wie wir nach der Kurve feststellen mußten...

Die Moppedpolizisten am Rastplatz amüsierten sich gut, als wir Ihnen unsere Geschichte erzählten. Immerhin erklärten sie uns, dass wir die Bahn eine Ausfahrt später auch ohne Ticket verlassen könnten.

Die nette Telefonstimme an der Mautstation schien irgendwie überfordert, weil wir uns so hartnäckig streubten, französisch zu sprechen. So kam es, dass mein Reisegefährte aufgefordert wurde, ein paar Münzen für den gefahrenen Autobahnabschnitt in den Automaten stecken sollte und die Schranke dann auch für mich aufblieb. Na geht doch...

 

In Perpignan kaufte ich mir dann in einem Sportladen eine "Erstatzmembrane". Mit der leichten Regenjacke und dem Fleece unter der Moppedjacke war es tatsächlich für den Rest der Reise vorbei mit dem Frieren. Auf den Nebenstrassen ließ es sich dann trotz Wind deutlich entspannter fahren, da die LKW nicht wie riesige Windverdrängungsmaschinen an uns vorbeiströmten. Genaugenommen waren wir teilweise allein auf den Straßen, sodass wir gut voran kamen. Nur in den Städten und Dörfern wurden wir ausgebremst. Da wir kein Interesse an Sightseeing mehr hatten, spulten wir die letzten 400 französichen Kilometer dann doch wieder gegen Gebühr ab. So schafften wir es noch vor dem Dunkelwerden bis Süddeutschland. Perfektes Timing, für den nächsten und letzten Reisetag war Kaiserwetter angesagt.