Tag 6 Wir verbrachten die erste Nacht in Marokko in einem kleinen Hotel in Taza, die Gegend hier war uns zum Zelten einfach noch zu dicht besiedelt, außerdem war es ungemütlich kühl.

Es ging weiter Richtung hoher Atlas, die Temperaturschwankungen an diesem Reisetag waren herausfordernd. Mal lag am Pistenrand Schnee, wieder im Tal angekommen hätte ich mir am liebsten die Moppedklamotten vom Leib gerissen.

In der Nähe von Azrou folgten wir spontan einem Hinweisschild zum berühmten Zedernwald. Bis in die späten 60er Jahre soll es hier noch Löwen gegeben haben. Es kam immer wieder vor, dass die Berber, die auch den Winter im Wald lebten, da  mit der Holzgewinnung ihren Lebensunterhalt bestritten, von Löwen angegriffen wurden. Heute leben in dem Wald Berberaffen, die gelegentlich allzu übergriffige, neugierige Touristen anfallen.

Wir landeten in einer Sackgasse, einer regelrechten Touristenfalle. Vor einer Barriere warteten Berber mit ihren Eseln auf Touristen, um ein Trekking in den Wald zu unternehmen. Viel war nicht los und einer der Männer erkannte schnell, dass wir den Wald gerne auf unseren eigenen motorisierten Eseln erkunden wollten. Eigentlich würde das nicht gehen meinte er noch, bevor er uns zu verstehen gab, dass wir einfach zwischen den Barrieren durchfahren und der Piste folgen sollten, es würden ein paar wundervolle Kilometer auf uns warten. Es gäbe im Moment keine Touristen, die wir mit unseren Moppeds ärgern könnten. Auch eine Haltung, um Flora und Fauna schien er sich keine Sorgen zu machen. Natürlich folgten wir seiner Einladung und fuhren einige wunderschone Kilometer Schotterpiste hinauf in den Wald, es war kalt und überall zeugten größe Schneeflächen davon, dass es im Winter hier ordentlich schneien muss.

Berberaffen sahen wir dann erst nach diesem Pistenabschnitt, der nicht viel länger als 5 Km durch den Wald führte. Wir folgten einem schmalen, schneegesäumten Weg durch den Wald. Ein Berber hatte uns erzählt, dass es entlang dieser Strecke nach ca. 70 Km einen See geben sollte, weitere 25 Km später Kaskaden, die wir uns auf jeden Fall ansehen müßten.

Es war eine der schönsten Reisetage, die Strecke durch den Wald war herrlich. Berberaffen haben wir viele sehen können und die Temperatur empfand ich angenehmer, als im Tal. Menschen habe wir fast keine getroffen, ein französisches Touristenpaar, welches eine Affengruppe aus dem Auto heraus mit Paprikachips fütterte. Ich empfand es dann als Genugtuung, dass der Herdenanführer, ein recht großes Exemplar, mit Anlauf gegen das Auto sprang. Genau an der Stelle konnte ich eine große Beule im Blech sehen, beim Sichten meiner Videos zu Hause mußte ich dann feststellen, dass die schon vorher da war...

Kennt ihr die Sorte asphaltierter Straßen, die man lieber gegen eine vernünftige Piste tauschen würde? So eine fuhren wir lange Zeit und ich fragte mich, wer hier im Gebirge auf die Idee kam, bei diesen klimatischen Verhältnissen eine Straße zu bauen. Loch an Loch, und sie hält doch! Jedenfalls führte uns diese Piste dann am Nachmittag wirklich zu diesem wunderbaren Gebirgssee. Es war noch früh, aber wir beschlossen, dass es wahrscheinlich heute keinen schöneren Ort mehr geben würde, um ein Lager aufzuschlagen.

In 1800 Meter Höhe, auf einer Hochebene, benutzten wir zum ersten mal das ausgeliehene Kochequipment. Es gab marokkanische Nudeln mit italienischer Basilikumsauce, die wir durch Zufall in einem kleinen Laden in Taza entdeckt hatten.

Es dauerte nicht lange, bis Besuch kam. Ein freundlicher Hund, wahrscheinlich von einem Hirten, denn in der Ferne konnten wir das Blöken von Schafen oder Ziegen hören. Ansonsten war es so still, dass wir das Blut in den Ohren rauschen hören konnten.

Der Aufbau der Zelte ging schnell, der Boden war weich und eben.

Ich nutzte die Zeit, um meine Funktionsunterwäsche im See zu waschen. Mein Reisepartner zog es vor, sich wie ein Mann zu benehmen und entfachte ein Lagerfeuer.

 

Wie fast immer war mein Kumpel beim Einpacken am nächsten Morgen schneller als ich. Ich bin ein Morgenfuffel, oder postiv ausgedrückt, ich lasse es langsam angehen, schnell wird es von selbst.

 

Ich pagte die Koordinaten auf dem Garmin und nannte den Ort "fickende Frösche". Beim Abbau der Zelte mussten wir aufpassen, dass wir die Kröten, die es wild miteinander trieben, nicht zertreten. Sie mussten wohl nachts aus ihren Löchern gekrochen sein. Ich wußte nicht, dass sie es lieber unbeobachtet miteinander machten, geschützt unter der Zeltplane oder am Boden liegender Gepäckstücke. Auch im Alter lernt man nicht aus...