TAG 7 Die schmale Piste führte uns noch eine Weile über das Hochplateau, zunächst baumlos mit Fernblick, später dann wieder durch den Zedernwald. Hier im Wald hielt sich der Schnee länger, es war kühl an diesem Morgen. Wieder konnten wir Affenherden sehen. Der Weg schlängelte sich bald in Kurven bergab.

Unser Ziel war heute eine Sierra, die wir bereits bei unserer Marokkotour in 2014 entdeckt hatten. Die Landschaft erinnerte uns schon da an die alten Karl-May-Filme und wir wollten unbedingt mit etwas mehr Zeit zurückkommen, um das Gelände unter die Stollen zu nehmen und zu Lagern.

In einem kleinen Ort, in dem buntes Treiben auf dem Markt herrschte, der sich durch die komplette Ansiedlung zog, versorgten wir uns bei einem Bäcker für die kommende Nacht. Wann immer wir konnten, kauften wir fortan dieses Fladenbrot, das wir bei Pausen in der Pampa oder auch im Cafe aßen. Mein Reisegefährte hatte Glück und fand im Ort wirklich hochwertiges Arganöl. Der Berber fragte ihn, ob 5 Liter reichenwürden, denn er habe keine größeren Kanister. Es dauerte eine Weile, bis er verstand, dass er nur die kleine Colaflasche voll haben wollte, da unser Stauraum sehr begrenzt war. Später, weiter im Süden, wurde uns dann bestätigt, dass dieses Öl wirklich sehr gut war. Wir hielten es wie die Berber, und aßen unser Brot mit Öl und Salz, morgens, mittags und abends.

Arganöl ist eines der wertvollsten Pflanzenöle der Welt und wird aus der "Argan-Nuss", dem Samen des Arganbaumes gewonnen. Dieser ist ein wichtiger Bestandteil der Berberkultur und ist seit 1998 von der UNESCO als "Baum des Lebens" geschützt.

 

Es war, wie uns der alte Berber gesagt hatte, nur war es deutlich weiter als 25 Km. Wir entdeckten die Cascaden in einem kleinen schäbigen Ort, in dem sich die Piste gabelte. Wir landeten wiedermal in einer "Touristensackgasse" und wurden sofort von geschäftstüchtigen Männern empfangen. Es war brütend heiß hier, was mir nach der kühlen Bergluft wirklich zu schaffen machte. Kurz überlegten wir, ob wir uns das wirklch antun wollten, denn diesen Touristenberbern schien man hier nicht entkommen zu können. Da uns in dieser kurzen Phase des Überlegens aber bereits unter unserer Kleidung so heiß wurde, dass der Schweiss beim Ablaufen zu spüren war, blieb uns keine andere Wahl, als wenigsten eine Pause zu machen. Außerdem hatten wir Durst.

Es kam, wie es kommen musste: ein Berber paßte auf die Moppeds auf, ein anderer übernahm es, uns zu den 1 Km entfernten Cascaden zu "führen". Er ließ sich nicht abschütteln, achtete darauf, immer einen Schritt voraus zu gehen.

Der Weg zu den Cascaden wurde gesäumt durch "Nur-Dach-Konstruktionen", in denen es teilweise sehr rege zuging. An manchen wurde gebaut, in anderen Brot gebacken, in wiederum anderen sauber gemacht. Viele waren mit bunten Teppichen ausgelegt, es roch nach Essen und gelegentlich stieg Rauch auf. Zwischen den durchaus abenteuerlichen Konstruktionen floss lautstark der Gebirgsfluss, teilweise eingefasst in wilde Befestigungskonstruktionen.

Für die letzten 50 Meter waren bei einem weiteren Berber dann 40 Dirham (ca. 4 Euro) fällig. Die Cascaden waren zwar zu hören, verbargen sich aber noch unsichtbar hinter einer Felswand. Da wir nun schon hier waren und schwitzten bezahlten wir diese Kleinigkeit und freuten uns eher darüber, dass die Menschen hier versuchten, aus dem Wenigen, dass sie hatten, etwas zu machen und Geld zu verdienen. Nicht selten wird man an anderen Orten von Bettlern umzingelt, was mitunter sehr nervig werden kann.

Nach einem ausgiebigen Fotoshooting gingen wir zurück und auch dies gehörte noch zum Programm: eigentlich wollten wir nur eine Kleinigkeit essen. Wir ahnten nicht, dass die Tagjine bereits fertig auf uns wartete. Naja, wir hatten Hunger und da wir nicht 1,5 Stunden warten mußten, ließen wir uns in einer der "Nur-Dach-Konstruktionen" auf den Teppichen nieder und lehnten uns gemütlich in die Kissen, die Stiefel deponierten wir mit einiger Entfernung in Sichtweite, zum Ausmüffeln. Unser "Führer", der alles für uns arrangierte wie unser persönlicher Diener, ließ sich ebenfalls nieder und beobachtete uns teetrinkend beim Essen.

Nach einer Verdauungspause und den drei üblichen Berber-Wiskys (Tee) bezahlten wir den durchaus fairen Preis für das wirklich gute Mahl und machten uns auf den Weg zu den Moppeds. Unser "Führer" bekam für seine "Dienste" einen Obolus, mit dem er nicht wirklich einverstanden war. Auch der Mopped-Wächter meinte, dass er für zwei Moppeds deutlich mehr verdient hätte. Aber wir hatten nichts mehr. Inch'Allah....

 

Wieder auf den Moppeds fanden wir unseren Weg in die Sierra. Es waren herrliche, kurvenreiche Straßen und wir ließen es ordentlich fliegen. Ich bin immer wieder begeistert, was mit den Stollen auch auf Asphalt geht, wenn man ihnen erstmal Vertrauen abgewonnen hat.

Es war später Nachmittag, als wir in der Sierra ankamen. Wir fanden einen guten Einstieg ins Gelände. Tiefe Gräben, die von großen Wassermassen in der Vergangenheit erzählten, verhinderten ein allzu tiefes Eindringen ins Gelände. Unser Treiben wurde bald von einem Ziegenhirten beobachtet. Es war nicht so einfach, einen ebenen Platz für die Zelte zu finden. Aber noch vor Dunkelheit standen auch diese und wir ließen es uns bei Brot und Öl gutgehen. Und einen guten Wiskey gab es auch, diesmal einen Singlemalt...